WAS IST SCHRAMMELMUSIK?
Wie zum Beispiel Tango, Fado, oder Rembetiko ist Schrammelmusik in einer Stadt entstanden und sowohl Volks- als auch Kunstmusik.
Dass ein ganzer Musikstil nach einem Brüderpaar benannt ist, zeigt die Ausnahmestellung der "Schrammeln" in der ohnehin schon so kreativen Musikszene Wiens Ende des 19. Jahrhunderts.
"...Da wird mit einem Fiedelbogen auf den Resonanzboden einer Geige dreimal geklopft. Drei Zauberschläge. In einem Nu ist der Lärm verstummt, eine heilige Ruhe herscht in dem Saal, der plötzlich in eine Kirche umgewandelt zu sein scheint, und aller Augen sind nach dem Podium gerichtet, auf welchem drei Männer sitzen. Zwei legen den Bogen auf die Saiten, der dritte hat die Finger auf den dicken Leib seiner Gitarre gelegt, das sind die Schrammeln. Da gibt es keine Claque, keine bezahlten Applaus-Fabrikanten, keine befreundeten Stimmungs-Erzeuger, da gibt es nur Verehrer und Fanatiker, die ernstlich bös werden können, wenn jemand während der Produktion mit dem Sessel rückt oder ein lautes Wort spricht. ..." - Illustriertes Wiener Extrablatt, 7. Oktober 1883
Im Jahr 1878 überredete der Geiger Josef Schrammel seinen älteren Bruder Hanns Schrammel zur Gründung eines Terzetts mit dem Kontragitarristen Anton Strohmayer, das bald mit dem Klarinettisten Georg Dänzer (Picksiaßes Hölzl) zu einem Quartett erweitert werden sollte. Später spielten die Schrammeln dann mit dem Harmonikaspieler Anton Ernst.
In der kurzen Zeit ihres Schaffens (die Brüder starben 1893 bzw. 1895) entstanden viele weltberühmte Kompositionen.
Heute spielen Schrammelquartette natürlich nicht nur Kompositionen der Brüder Schrammel, sondern selbstverständlich auch von deren Zeitgenossen, grossen Musikern der Zwischenkriegszeit (zum Beispiel der virtuosen Brüder Mikulas) bis zu heute komponierten Weana Tanz, Märschen, Walzern, Charakterstücken, Liedern etc.
- Peter Havlicek